Schotten Totten asymmetrisch? Geht das? Zunächst einmal fällt es ziemlich schwer, sich das überhaupt vorzustellen. Das Original Schotten Totten (1 sozusagen), das ebenso einfache wie fordernde Duell, bei dem zwei Spieler jeweils auf ihrer Seite der neun Grenzsteine bzw. Battle Line, wie das Spiel im englischsprachigen Raum auch heißt, nach und nach drei Karten ablegen, um mit der besseren Kombination Abschnitte für sich zu gewinnen, legt das nicht nahe.
Carcassonne ist ein Phänomen! Es hat einfache Regeln und Tiefgang, es spielt sich intuitiv und ermöglicht Winkelzüge, es kann aus dem Bauch gespielt werden und richtig ausgeklügelt, es ist glückslastig und gewährt Einfluss, es spricht Gelegenheits- und Vielspieler an, es macht zu zweit ebenso wie zu fünft Spaß, vor allem aber: es funktioniert mit Jung und Alt. Anders als in den ersten Auflagen gibt jetzt auch der Verlag das Alter ab 7 Jahren an. Indem für Einsteiger empfohlen wird, Bauern, die für die Endwertung auf die Wiese gelegt werden, wegzulassen, wurde der Zugang vereinfacht. Für das volle Spiel muss dann aber nicht bis zum achten Geburtstag gewartet werden, vielmehr sollte das schon nach wenigen Spielen kein Problem mehr darstellen. Carcassonne ist das Einsteigerspiel in die Welt der Familienspiele, wenn die Zeit der Kinderspiele langsam vorüber geht. Es taugt aber nicht nur für den Einstieg, sondern auch später immer und immer wieder für eine Partie zwischendurch. 2001 den Preis zum Spiel des Jahres gewonnen, ist es eines jener Spiele, die bis heute begeistern.
Manchen ist das Spiel des Jahres 2020 zu wenig innovativ und zu schnell durchgespielt. Tatsächlich befanden sich in der ersten Auflage etwas wenig Bilder. Das wurde behoben und jetzt muss man schon sehr oft spielen, bis sich Konstellationen wiederholen. Innovativer wird ein Spiel durch eine neue Auflage aber freilich nicht. Muss es das überhaupt?
Reihum leiert man den Mitspielern Hinweise per Ausschlussprinzip aus den Rippen, indem man durch Fragen den Typ ihres Hinweises ermittelt. Da alle gewonnene Information auf dem Spielbrett für alle sichtbar dokumentiert wird, haben alle immer exakt den gleichen Stand – bis eben auf ihren eigenen Hinweis. Zumindest solange der sich nicht auf dem Spielbrett komplett erschließen lässt. Folgerichtig endet das Spiel zuverlässig bei der Person, bei der sich entweder alle Hinweise deduktiv erschließen lassen oder bei der, deren Hinweis zufällig als einziger noch nicht entschlüsselt wurde. Aber warum ist Cryptid dann kein Kooperationsspiel, wenn alle gleichermaßen zur Enttarnung beitragen, ohne systematische Möglichkeit sich Vorteile zu verschaffen.
Im Jahr 2008 war die Spielewelt noch vergleichsweise übersichtlich. Die Groß- und heute Altmeister des Brettspieldesigns machten den Sieg um den Preis zum Spiel des Jahres weitgehend unter sich aus: Wolfgang Kramer, Klaus Teuber, Alan Moon und Andreas Seyfarth. Doch einer fehlte noch: Reiner Knizia, immerhin viermaliger Gewinner des Deutschen Spiele Preises. Noch nie konnte er beim Spiel des Jahres triumphieren. Ein Versäumnis? Ein Irrtum? Oder gar eine Schmach?
Die Altersangabe liegt etwas zu hoch. Hier können auch Achtjährige prima mitmachen und die haben großen Spaß daran. Es fühlt sich richtig nach einem Rennen an, mit allem was dazu gehört: Führungswechsel, Kopf-an-Kopf-Rennen, Abkürzungen, Blockaden und es wird am Ende eigentlich immer spannend. Durch den Deckbau-Mechanismus wirkt es zwar nicht so willkürlich wie typische Würfelrennspiele, bleibt aber trotzdem durchaus glückslastig. Denn anders als bei Dominion verstärkt bei El Dorado die Streckenführung das Kartenglück. Mit etwas Pech hat man einfach gerade das Falsche auf der Hand. Bei Dominion gibt es eine solche Abhänigkeit von den äußeren Umständen nicht, sodass man den Glücksfaktor dadurch einschränken kann, wie man sein Deck zusammenstellt.
Wie so oft bei Wolfgang Kramer, hier zusammen mit Michael Kiesling, habe ich das Gefühl, dass er bestehende Spiele so weiterentwickelt, dass ein neues und nicht selten ein besseres Spielgefühl entsteht. Bei Europareise im Vergleich zu Deutschlandreise und bei Big Boss gegenüber Acquire ist das offensichtlich. Aber man kann auch El Grande als Fortsetzung von Manhattan oder Tikal als jene von Entdecker oder gar Verflixxt als die von Malefiz ansehen. Abluxxen jedenfalls erinnert an Rommé und Zoff im Zoo. Dabei ist es erstaunlich taktisch und schnell bei verblüffend kleinem Regelwerk. Das ganze läuft insbesondere bei drei und vier Spielern so spannend ab, dass 2014 der Kartenspielpreis Á la Carte gewonnen wurde. Obendrein funktioniert sogar die neue Regel für zwei Spieler und Kinder ab 10 sind auch nicht abgeneigt, schließlich gibt es etwas abzuluxxen.
Jede Karte, jeder Ort ein Bravurstück! Waren Spiele lange Zeit lediglich zweckmäßig gestaltet, so sind sie heute wahre Kunstwerke; und wenn es noch eines Beweises dafür bedürfte, dann wäre Arnak eine gute Wahl. Dadurch fällt es zunächst fast nicht auf, dass das Spielbrett lediglich eine Ablage darstellt. Wobei, nicht ganz: Verschämt am Rand befindet sich die für den Spielerfolg so eminent wichtige Forschungsleiste, die neben der dominanten und ausladenden Fläche für die Orte beinahe untergeht. Diese und damit das ganze Spiel hätten sich deutlich platzsparender gestalten lassen, doch hätten wir dann auf viele wunderbare Malereien verzichten müssen, denen es darüber hinaus beinahe gelingt, die eigentlich recht mechanische Angelegenheit vergessen zu machen.
Da kommt man an einem Abend durch. Kinder finden die Detektivarbeit einmal ganz nett, aber nochmal die gleichen Fälle will natürlich niemand spielen. Spiel des Jahres ist es aufgrund des innovativen Ansatzes geworden, der so innovativ nicht ist, denn mehr als ein Wimmelbild im Stile von Wo ist Walter? plus Kriminalfall ist es nicht.
Eine Anleitung und ein Spiel voller Humor: Hier werden all die Mühen der Dungeon Lords bei der Gestaltung eines schönen Verließes gewürdigt und die ungerechte Verwüstung durch nichtsnutzige Helden vor Augen geführt. Jede/r von uns darf sich an dieser undankbaren Aufgabe versuchen: Schächte ausheben, Monster anheuern, Fallen aufstellen. Bei alledem gibt es leider unangenehme Konkurrenz durch andere Dungeon Lords, die ebenfalls um die attraktivsten Ausstattungen buhlen. Man ist noch gar nicht vorbereitet, da rückt schon eine Horde Helden an und haut alles kurz und klein, wenn man sein Monster-Ensemble nicht geschickt orchestriert.