King of Tokyo

Richard Garfield: King of Tokyo
Richard Garfield: King of Tokyo

Das allbekannte Kniffel wirkt durch sein weitgehend solitäres Spiel nebeneinander her oftmals etwas träge. King of Tokyo behebt dieses Manko und wendet den Wettbewerb im Paschwürfeln buchstäblich in einen Schlagabtausch. Richard Garfield zaubert so aus einer alten Spielidee ein interaktives, heiteres und flottes Spielerlebnis.

Bewertung: Nett!

Geschichte: Yahtzee Leben eingehaucht

Das seit 1972 vertriebene Kniffel hieß in der DDR bezeichnenderweise Pasch, geht es doch in der Hauptsache darum, eben solche zu würfeln. Die Spielidee selber ist älter: Schon 1956 kam sie in den USA unter dem Namen Yahtzee auf den Markt. King of Tokyo nun greift den Reiz des Paschwürfelns auf, haucht dem Vor-sich-hin-Gewürfel aber Leben ein.

Mechanik: Taktisches Paschwürfeln

Arbeitet man bei Kniffel die Aufgaben eines Blocks ab, so arbeitet man sich bei King of Tokyo an seinen Gegnern ab. Denen versucht man Lebenspunkte zu stehlen und gleichzeitig die eigenen zu erhalten. Ersteres erledigt man durch das Würfeln von möglichst vielen Fäusten und für letzteres braucht es Herzen. Außerdem kann man noch Energie würfeln, mit der sich Karten mit Sondereffekten erwerben lässt. Schließlich kann man noch ganz wie bei Kniffel auf Einser, Zweier oder Dreier setzen, um an Punkte zu kommen. Gewinnen kann man nämlich nicht nur durch k. o. der anderen, sondern wie beim Boxen ist auch ein Punktsieg möglich.

Interaktion: Klopperei

Hatte man bei Kniffel mit den Mitspielern nichts zu tun, geht es bei King of Tokyo hoch her. Alle bangen um ihre Lebenspunkte und jede Gelegenheit wird ergriffen eben diese den anderen zu rauben. Das Spiel ist die reinste Klopperei, bietet aber durch die Möglichkeiten des Energie- und Punktesammelns noch andere Möglichkeiten, die stets gut abgewogen sein wollen. Freilich kommt es auch dazu, dass Spieler frühzeitig ausscheiden, aufgrund er kurzen Spieldauer bleibt die Wartezeit aber kurz.

Glück: oh ja!

Wie es sich für ein Würfelspiel gehört, handelt es sich um ein Glücksspiel. Trotzdem gibt es ständig Entscheidungen zu treffen. Wann würfelt man auf Punkte, wann auf Energie und wann auf Verkloppen? Und nicht selten führt kein Weg daran vorbei, auf Herzen zu würfeln, weil die Lebenskraft bedrohlich schwindet. Taktik spielt also durchaus eine Rolle!

Aufmachung: Ameritrash oder Hommage?

Mit seinen Pappmonstern kommt das Spiel daher wie der reinste Ameritrash, was auf den ersten Blick durchaus abschrecken kann. Bei genauerer Betrachtung handelt es sich aber um eine Hommage an Monsterfilme aus Hollywood, bei denen gerne mal Tokyo in Mitleidenschaft gezogen wird. Wir dürfen also den Kampf unter den berühmten Monstern austragen, wer nun King of Tokyo wird. Das dazu verwendete Material kann sich sehen lassen.

Komplexität: bloß nicht

In einem solchen Spiel hat Komplexität nichts verloren. Tatsächlich hat es Richard Garfield geschafft, die Spielregeln auf das Einfachste zu reduzieren. Trotzdem ist das Spiel nicht stumpsinnig, sondern versprüht einigen Witz, weil sich die Situation ständig ändert und auch die Karten Varianz bringen.

Thematik: Hollywood goes Tokyo

Auch wenn sich das Spiel als Hommage an Monsterfilme aus Hollywood zu erkennen gibt, so bleibt die Thematik doch oberflächlich und beschränkt sich auf sechs Pappmonster und ein Mini-Spielbrett mit einer Abbildung von Tokyo. Aber braucht es überhaupt mehr bei einem solchen Spiel?

Spieldauer: 20 Minuten

Die Partien sind unheimlich kurzweilig, sodass Ausgeschiedene nur selten mehr als 20 Minuten zuschauen müssen. Wobei man sich auch dann noch am Schlagabtausch erfreuen kann. Die angegebenen 30 Minuten erreicht man nur selten. Oder kommt einem das bloß so vor, weil es so unterhaltsam ist?

Spielerzahl: 2-6

Das Spiel funktioniert mit jeder Spielerzahl und läuft gegen Ende ohnehin meistens auf einen Zweikampf hinaus.

Spielalter: ab 7 Jahren

Der Verlag empfiehlt das Spiel ab 8 Jahren, aber von den Anforderungen her sollte es auch für 7-Jährige kein Problem sein, sofern sie den Frust aushalten können, wenn sie aus dem Spiel gehauen werden.

Spielgefühl: launige Klopperei

Das Spiel ist ein einzige Klopperei, löst die damit verbundenen Probleme aber elegant. Damit es nicht eintönig wird, kann man auch über Punkte gewinnen und die Karten bringen Abwechslung. Damit niemand zu lange zuschauen muss, gehen die Partien fix. Und damit die Angelegenheit nicht zu verkrampft abläuft, spielt das Glück eine gehörige Rolle.

Autor: Richard Garfield

Richard Garfield hat das Genre der Sammelkartenspiele ins Leben gerufen, als er erst Magic und dann Netrunner Mitte der 1990er Jahre herausbrachte. Ebenfalls in dieser Zeit schuf er das witzige Roboterwettrennen RoboRally. Der Autor steht also für eigenwillige Spielideen, was er mit King of Tokyo nochmal unterstreicht.

Preis: nunja

Für gut 30 Euro bekommt man bei Iello 6 Pappmonster samt Aufsteller, ein Mini-Spielbrett, das allein zur Markierung von Tokyo dient, 8 schicke Würfel, zahlreiche kleine Energiewürfel und einen Stapel Karten. Das ist jetzt nicht wirklich beeindruckend. Immerhin bekommt man auch eine witzige Spielidee.

Erweiterungen: Helloween, New York oder Dark

Zum Spiel gibt es mittlerweile einige Varianten und Erweiterungen, die auch thematisch andere Akzente setzen: Helloween, New York und neuerdings auch eine dunkel gehaltene Dark Edition.

Vergleich: flotte Klopperei

Wie deutlich geworden sein dürfte, ist King of Tokyo ein Kniffel mit Schwung. Man kann es aber auch mit anderen Spielen aus dem Bereich Monsterkloppen vergleichen: etwa mit Dungeon-Crawlern wie Gloomhaven. Dem gegenüber strahlt King of Tokyo Eleganz und Kurzweiligkeit aus. Dadurch, dass man sich gegenseitig verkloppt, fällt auch die Interaktion und das Geschehen etwas bösartiger aus.

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