Carcassonne

Carcassonne ist nicht die Mutter aller Legespiele, denn das ist zweifelsohne Domino, ganz sicher ist es jedoch die Mutter des Legespielbooms. In einer kaum mehr überschaubaren Menge an Spielen werden heute Plättchen nach bestimmten Regeln aneinander gelegt und dafür Punkte kassiert. Seitdem geht es nicht mehr so dröge zu wie vormals bei Domino. Ganz nebenbei regte Carcassonne noch zu einer neuen Bezeichnung für Spielfiguren an: Meeple, ein Kofferwort zusammengesetzt aus My people.

Bewertung: Spitze!

Mechanik: Legen, stellen, legen

Wiese an Wiese, Burg an Burg, Straße an Straße. Alles andere ist nicht erlaubt und so ergibt sich ein sehr schönes Landschaftsbild. Doch es werden nicht nur Plättchen gelegt, sondern eben auch Meeple abgestellt auf eben diese: Burg, Straße, Kloster oder auf die Wiese – wobei da werden sie hingelegt. Sonst geht die Übersicht verloren. Das genügt, um das Spiel in Schwung zu bekommen.

Interaktion: reinschmuggeln

Auf einem bestimmtem Gebiet eines Typs darf eigentlich immer nur genau ein Meeple stehen. Doch so lange zwei Burgen etwa nicht zusammenhängen, kann es auf jeder offenen Burg einen Meeple geben und wenn die beiden dann verbunden werden, stehen folglich zwei in einer Burg. Auf diese Weise lassen sich freilich noch mehr Gefolgsleute in eine Burg schmuggeln und damit die punktebringende Mehrheit übernehmen. Die Interaktion bei Carcassonne ist also ebenso perfide wie interessant. Ständig überlegt man, wo man sich noch mit reinschmuggeln könnte, denn Punkte gibt es auch schon bei Gleichstand.

Glück: Plättchen ziehen

Von der Mechanik her hätte Carcassonne das Zeug zu einem angestrengten Ringen um die besten Plätze. Doch jede/r zieht immer nur genau ein Plättchen und muss das anlegen, sodass es einen guten Schuss Glück braucht, um etwas Passendes zu ziehen. Dann aber ist die Freude um so größer.

Komplexität: faustdick hinter den Ohren

Vom Regelwerk her ist Carcassonne geradezu simpel, vom Ablauf her sehr eingängig, von den Wertungen nach Fertigstellung einzelner Burgen, Straßen oder Klöster gibt es immer eine kleine Belohnung zwischendurch. Alles in allem also kommt das Spiel sehr zugänglich auch für Kinder daher. Trotzdem lässt sich bei Carcassonne prima taktieren, sodass jung und alt auf ihre und seine Kosten kommt

Thematik: Carcassonne, Burghausen und Co

Bei Carcassonne denkt man an eine elegant, oval geformte Feste, die ein Chateau, eine Basilika, Plätze und zahlreiche Häuser umschließt. Das Resultat im Spiel sieht in der Regel nicht immer so elegant aus. Manche Burg erinnert eher an Burghausen mit seiner langgezogenen Aneinanderreihung von Mauern. Andere wiederum gestalten sich völlig unförmig und wieder andere werden nie fertiggestellt. So oder so entsteht eine ansehnliche, vor allem aber spielerisch interessante Landschaft: Wo lässt sich noch ein Gefolgsmann gewinnbringend unterbringen?

Spieldauer: 40 Minuten

Das Spiel bietet keine Längen: Die Züge sind kurz und oft genug ist man unmittelbar involviert, wenn sich mal wieder jemand mit in die eigene Burg einschmuggeln will. Die gute halbe Stunde Spielzeit werden so auch Kleinere bei der Stange gehalten.

Spielerzahl: 2-5

Hier liegt eine große Stärke von Carcassonne: Es funktioniert mit jeder Spielerzahl von 2-5 und mit der passenden Erweiterung sogar zu sechst. Die Spieldauer erhöht sich mit steigender Spielerzahl nicht, weil die Plättchenzahl, die es zu legen gibt, gleich bleibt.

Spielalter: ab 7

Den neueren Ausgaben liegt eine Variante ohne Bauern bei, die den Einstieg erleichtert. Wenn das Spielprinzip dann einmal begriffen wurde, macht auch der Bauer, der für deutlich mehr Spannung sorgt, keine Probleme. Obwohl Carcassonne ein sehr taktisches Spiel ist, können Kinder früh mitmischen und der Glücksanteil beim Plättchen nachziehen sorgt für so manches Erfolgserlebnis. Und trotz dieser Zugänglichkeit bietet es auch Erwachsenen immer wieder etwas zum Knobeln.

Autor: Klaus-Jürgen Wrede

Für Carcassonne erhielt Klaus-Jürgen Wrede 2001 die Auszeichnung zum Spiel des Jahres. Eine Wiederholung dieses grandiosen Erfolgs ihm nie wieder gelungen – nicht mal annähernd. Um ein One-Hit-Wonder handelt es sich dennoch nicht so ganz, denn in den letzten zwanzig Jahren erscheinen immer wieder Erweiterungen, die sich großer Beliebtheit erfreuen.

Preis: Erfolg hat seinen Preis

Im Karton finden sich neben ein paar anderen hauptsächlich einige Dutzend Plättchen und Spielfiguren in fünf Farben – alles von guter Qualität. Über zwanzig Euro sind dafür nicht günstig, aber wenige Spiele bergen so viel Langzeitspaß.

Vergleich: Legespiel interaktiv

Carcassonne bietet etwas, was vielen anderen Legespielen bis heute nicht gelingt: Interaktion. Hier legen die Spieler jeweils für sich und kombinieren ungestört, sondern jeder fremde Zug hat unmittelbare Auswirkungen darauf, was ich machen kann. Gegen so manche Attacke muss man sich regelrecht wehren, sofern einem das Glück hold ist und die richtige Karte kommt.

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