Daniele Tascini und Simone Luciani schicken uns Auf den Spuren von Marco Polo quer durch Asien. Wir reisen durch Wüsten, Gebirge oder übers Meer immer in Richtung Peking. Dabei errichten wir so viele Handelskontore wie möglich und erfüllen verschiedenste Aufträge, um so am Ende den meisten Ruhm in Form von Punkten zu erlangen.
Bewertung: Empfehlung!
Geschichte: der Titel sagt alles
Vor gut 700 Jahren bereiste der venezianische Edelsteinhändler Marco Polo Asien von Jerusalem bis Peking. Dabei nahm er von einflussreichen Persönlichkeiten wie dem mongolischen Großkahn oder dem Papst Aufträge entgegen und erlangte durch ihre Erfüllung manch Belohnung. Im Spiel Auf den Spuren von Marco Polo machen wir uns ebenfalls auf den Weg von Venedig nach Asien, wobei wir uns möglichst zahlreich mit Punkten belohnen lassen.
Mechanik: Würfeleinsatz
Bei Marco Polo muss man Würfel, die gewissermaßen die Unwägbarkeiten einer Reise wiederspiegeln, einsetzen, um Aktionen durchführen zu können. Es handelt sich also um ein Würfeleinsatz- statt um ein Arbeitereinsatzspiel, was insofern passt, als dass auf Reisen ja nicht gearbeitet wird. Die Würfel verhelfen zu Aufträgen, Tüchern, Gewürzen, Gold, Kamelen und auch in die nächste Stadt. Auf verschiedenen Routen geht es durch Asien und jede Stadt birgt eine Besonderheit, die denjenigen, die dort ein Kontor errichten, Vorteile verschafft. Wie bei einer richtigen Handelsreise gilt es, Aufträge, Geschäfte und Reiserouten geschickt miteinander zu verknüpfen.
Interaktion: preistreibend
Das interaktive Moment kommt wie bei Arbeitereinsetzspielen überwiegend daher, dass man sich gegenseitig Aktionsmöglichkeiten wegnimmt. Wobei diese bei Marco Polo in den meisten Fällen nicht gänzlich wegfallen, sondern teurer werden. Man macht einander das Leben schwerer, ohne sich ganz aus dem Rennen zu werfen. Das Gegeneinander fällt dadurch moderat aus, aus den Augen lassen kann man die Gegner aber nicht, wenn man seine Züge kostensparend absolvieren will.
Glück: Varianzgenerator
Was sich aufgrund der puren Gegenwart von Würfeln sogleich nach einer heftigen Brise Zufall anhört, dient in diesem Fall dazu, Varianz ins Spiel zu bringen. Die Würfelzahlen wirken weniger limitierend, als dass man aus ihnen attraktive Spielzüge der Mitspieler ableiten kann. Ohnehin gibt es für schlechte Würfelergebnisse einen Ausgleich. Allerdings beinhaltet Marco Polo derart viel Variabilität, dass sich ohnehin nur noch schwer ausmachen lässt, wie hoch eigentlich der Glücksanteil ist. Während dem Spiel ist man jedenfalls vollauf damit beschäftigt, das jeweils beste aus den eigenen Möglichkeiten zu machen. Dabei taucht nirgendwo etwas plötzlich auf, was einem die Partie verhagelt oder einen glücklichen Sieg bringt. Das Spiel ist immer harte Kombinatorikarbeit, aber mit einer gehörigen Portion zufallsgesteuerter Varianz.
Komplexität: Kombinatorik
Von den Regeln her ist Marco Polo vergleichsweise eingängig. Einmal verstanden, braucht man nicht mehr nachzuschlagen. Die notwendige Kombinatorik jedoch stellt für die Handelsreisenden eine ordentliche Herausforderung dar, der irgendwie dennoch eine gewisse Leichtigkeit anhaftet. Nichts drängt in die Verzweiflung, dafür lockt allerorten noch eine weitere Kombinationsmöglichkeiten.
Thematik: dankbar
Spielfiguren bewegen und Aufträge erfüllen: das macht man in vielen Brettspielen. Die Reisen des Marco Polo sind insofern ein dankbares Thema, als das sich diese Eigenschaften thematisch perfekt einfügen. Die Autoren Daniele Tascini und Simone Luciani begnügen sich damit aber nicht, sondern gehen weit darüber hinaus: Sie bieten eine ausgefuchstes Spielerlebnis, das so schnell nicht langweilig wird. Nirgendwo haben sie um des Themas Willen bei der Mechanik Abstriche gemacht, trotzdem geht der thematische Bezug nicht verloren.
Spieldauer: 60 Minuten
Mit 20 Minuten pro Spieler geht Marco Polo flott von der Hand, dafür dass man einmal durch Asien reist und eine Menge Aufträge erfüllt. Das Spiel hat keine Längen und entwickelt sich abwechslungsreich, weil man mit jedem Kontor Optionen hinzugewinnt, die wiederum auf den Einsatz in der richtigen Kombination mit anderen Aktionen warten.
Spielerzahl: 2-4
Marco Polo funktioniert mit zwei, drei und vier Spielern wunderbar. Die Erweiterung Gefährten fügt noch einen fünften hinzu.
Spielalter: ab 12
Das Spiel wird ab 12 Jahren empfohlen, was auf Grund der notwendigen Kombinatorik angemessen erscheint. Die vielen Möglichkeiten wollen überblickt, ein Reiseplan gefasst und durchgeführt werden, wobei Mitspieler schon mal zu einer etwas anderen Ausgestaltung zwingen.
Spielgefühl: abwechslungsreich
Obwohl man immer wieder auf den gleichen Wegen durch Asien reist, gestaltet sich Marco Polo sehr abwechslungsreich. Jedes Mal liegen andere Vorteile für Kontore und andere Aufträge aus, außerdem schlüpft man in unterschiedliche Rollen: Mal spielt man Marco und Niccolo Polo, mal Onkel Matteo, oder man schlüpft in die Rolle des ersten bekannten Asienreisenden Wilhelm von Rubruk oder in die des Herrschers Kublai Khan. Jede Rolle hat andere Eigenschaften, sodass damit noch mehr Abwechslung geboten ist.
Autor: Daniele Tascini und Simone Luciani
Dem Autoren-Duo Daniele Tascini und Simone Luciani gelang erstmals mit Tzolk’in ein großer Erfolg, als es damit 2013 den zweiten Platz beim Deutschen Spiele Preis einfuhr. Auf den Spuren von Marco Polo brachte zwei Jahre später dann sogar den ersten Platz. Seitdem entwickeln sie immer weiter Spiele, die viel Beachtung finden.
Preis: Abwechslung hat seinen Preis
Für circa 40 Euro bekommt man eine Menge Abwechslung und ein durch und durch rundes Spiel.
Vergleich: unvergleichliche Kombinationsfülle
Marco Polo wirkt auf den ersten Blick nicht sonderlich außergewöhnlich oder thematisch verlockend. Durch seine Vielfalt, stimmige Umsetzung und den schnellen Ablauf lädt es aber immer wieder zu einer Runde ein. Letztlich gibt es kein anderes Reisespiel, das eine so ausgefuchste Kombinationsfülle bereit hält.
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