
Erstaunlich, wie wenige Regeln nötig sind, um eine so umfangreiche Spielwelt entstehen zu lassen. Man erkundet Meere, gründet Kolonien, verkauft Waren, rekrutiert Arbeiter und erlangt Privilegien. Das alles ist schnell verstanden und doch bewegt man sich in einer komplexen und lebendigen Spielumgebung. Da der Markt ganz wesentlich die Ressourcenausstattung beeinflusst, kommt es darauf an, eine komplementäre Strategie zu denjenigen der Mitspielenden zu finden. Damit gilt es dann auf die sich kontinuierlich wandelnde Gesamtlage zu reagieren und mehr rauszuholen als die Konkurrenz. Das Grundprinzip ist einfach genug, dass Kinder mitspielen können, aber der Sieg ist schwer davonzutragen.
Bewertung: Spitze!
Was spielerisch sehr gut funktioniert, ist thematisch allerdings bedenklich. Die tragischen Auswirkungen des Kolonialismus bleiben komplett ausgeblendet. Das Spiel bildet die europäische Anhäufung von Reichtum ab, ohne die Ausbeutung, auf der sie beruht, in irgendeiner Weise auch nur zu erwähnen. Es würde die Größe des Spiels noch steigern, wenn es uns darauf stoßen würde, dass Freude über Wachstum und Fortschritt im Spiel wie im richtigen Leben uns nicht daran hindern darf, unsere Augen von negativen Auswirkungen zu verschließen. Das ist während der Kolonialisierung geschehen und das geschieht heute noch. Das Spiel ist ein Lehrbeispiel dafür, wie sehr uns das Anwachsen des Reichtums schmeichelt und wie leicht er seine Schattenseiten vergessen macht.
